MDNA Tour 2012: Madonna in Zürich
Am Wochenende gehörte das Letzigrundstadion Madonna und
ihren Fans. Rund 40.000 Zuschauer warteten – neben mir – ab 19 Uhr auf die
Pop-Ikone, die seit den 80er Jahren durch Hits wie Holiday, Like a Virigin oder
Music und natürlich auch durch ihre sexuellen Provokationen und Musikvideos
berühmt wurde. Als leidenschaftliche Konzertgängerin, wollte ich mal schauen,
was ein Star, wie Madonna, so zu bieten hat.
House-DJ Martin
Solveig beginnt die Show
Zu meiner Freude legte, als eine Art Vorgruppe, der
international bekannte französische DJ Martin Solveig auf. Mein geplanter
Besuch im Züricher Club Kaufleuten, wo er nach dem Konzert auflegte, hatte sich
damit erübrigt. Statt seine eigenen Hits wie Rejection oder Rocking Music
zu spielen, untermalte er für eine Stunde aktuelle Chart-Hits und Songs des neuen
Madonna Albums mit Bässen und Beats. Trotz guter Musik wollte die Stimmung nicht
so recht aufkommen, nur bei seinem Hit Hello
kam ein wenig Bewegung ins Publikum. Seht selbst...
Nach ein paar Umbauarbeiten ging das Madonna Konzert dann um
20:38 Uhr endlich los. Voller Spannung erhoffte ich mir eine gigantische Show
und war gespannt auf Performance und Stimmung.
Das Konzert: Gewalt,
Sex und politische Reden neben Klassikern und Tänzern - ein wahres Gefühls Auf und Ab
Zu Beginn wurde ein riesiger Weihrauchkessel, wie in der
Kathedrale von Santiago de Compostela, von sechs Mönchen zum Schwingen gebracht.
Dann erschien die Silhouette Madonnas hinter einer lichtdurchfluteten, weißen
Scheibe eines Beichtstuhls und man hörte sie über die meterhohen Lautsprecherboxen
beten. Plötzlich zerschlug sie mit einem lauten Knall die Scheibe und auf den
riesigen Bühnenleinwänden stürzte mittels einer gelungenen Videoinszenierung das darauf projizierte Kreuz ein und eine Kirchenfassade
kam zum Vorschein. Eine coole Videoinszenierung…(see more) [Eine Show dieser Art mit
extrem starken Effekten und videotechnischen Höchstleistungen kann man sich bei Ralph Lauren 4D anschauen…ist wirklich beeindruckend hier klicken]
Nach dem ersten Song Girls Gone Wild wurde es dann sehr brutal, gewaltsam
und düster. Zu ihrem Song Gang Bang vom
neusten Album MDNA mit Textpassagen wie „Bang, bang, shot you dead and I have
no regret“ erschoss Madonna all ihre Tänzer mit Maschinengewehren und Pistolen zu
lauten Schussgeräuschen und Blitzen. Dazu sah man bei jedem Schuss bzw.
gespieltem Mord Blutspritzer auf den riesigen Leinwänden.
Von der Performance her gesehen, waren die Kampfszenen gut gemacht, aber der gesamte Teil und vor allem die Blutspritzer waren für ein Konzert völlig übertrieben und unpassend – selbst im Hinblick auf die zu erwartenden Provokationen. Auch die „Schlangenmenschen“, die sich zu Knochenbruch-Geräuschen bewegten und Arme und Beine übermäßig verdrehen und überdehnen konnten, trugen sich gegenseitig wie Spanferkel über dem Feuer, an Stangen herum. Das Schauspiel war eher widerlich als künstlerisch oder akrobatisch hochwertig.
Von der Performance her gesehen, waren die Kampfszenen gut gemacht, aber der gesamte Teil und vor allem die Blutspritzer waren für ein Konzert völlig übertrieben und unpassend – selbst im Hinblick auf die zu erwartenden Provokationen. Auch die „Schlangenmenschen“, die sich zu Knochenbruch-Geräuschen bewegten und Arme und Beine übermäßig verdrehen und überdehnen konnten, trugen sich gegenseitig wie Spanferkel über dem Feuer, an Stangen herum. Das Schauspiel war eher widerlich als künstlerisch oder akrobatisch hochwertig.
Nachdem Madonna dann eines der Opfer „ausraubte“ und das der
Übergang zum 80er Jahre Hit Material Girl
war, wurde die Show endlich besser. Bei Klassikern wie Vogue, Papa Don’t Preach
oder Like a Prayer kam zeitweise
richtig Stimmung auf. Die Songs waren gut inszeniert, mit Pop Art
Videos, farbenreichen Animationen und besserer Stimmung. Vogue war das absolute Highlight des Konzertes mit einer
gigantischen Explosion an visuellen Eindrücken. Auch ihr neuer Song Give Me All Your Luvin' war imposant und
gut dargeboten. Das lag hauptsächlich an den lautstarken Trommlern, die sogar von
der Decke herab, an Seilen hängend, in der Luft trommelten. Toll! Positiv am
Konzert waren auch die Tänzer, die Höchstleistungen auf Slacklines und zu unterschiedlichsten
Tanzstilen boten. Durchtrainierte, fitte Körper kamen vor allem auch beim meist
schwulen Publikum sehr gut an.
Das baskische Trio Kalakan, das Madonna persönlich begeistert
anpries und mit dem sie mehrfach auf der Bühne stand, war hingegen eher schlecht
und langweilig. Madonnas neue Interpretation des Songs Like a Virigin dann der absolute Tiefpunkt des Konzertes. Warum? –
Ihre daraus gemachte Ballade mit Klavierspieler war erstens total schlecht
gesungen, obendrein noch mies dargestellt und zweitens äußerst billig performt –
mit längerem Blick auf Madonnas Po in einem Tanga *wow* und kleinem Sado Maso
Teil – …einfach schlechtes Theater.
Madonna fordert
Freiheit & Einheit
Der politische Teil durfte bei diesem Konzert natürlich auch
nicht fehlen. Bei ihrem Song Turn up the
Radio forderte Madonna die Freilassung der russischen Band Pussy Riot, die in den vergangenen Tagen zu 2 Jahren Haft verurteilt wurde. Auf ihren Armen stand in großen schwarzen Lettern „Free Pussy Riot“. Nach dem
Song Open Your Heart folgte dann die
„politische“ Rede Madonnas. Sie
sprach über das Herz öffnen und appellierte „Switzerland, open your heart“. In
ihrer Rede forderte sie unter anderem gegenseitigen Respekt, Liebe, die man nur
ausleben könne, wenn man sich selber liebe, und Freiheit. Madonna selber sagte,
sie würde sich bis zum Rest ihres Lebens für den Kampf gegen jegliche Art von Diskriminierung
einsetzen und dazu ihre Musik und Kunst benutzen. Jeder habe eine Gabe von Gott
bekommen und sollte sie individuell ausleben, so Madonna. Sie forderte
daraufhin das Publikum auf, seinen Nachbarn zur linken und rechten Seite
anzusehen und zu wissen, dass dieser Mensch genauso gut sei wie man selber, und
das Recht habe, in Würde gleich behandelt zu werden. Sie rief zu Freiheit auf,
zu Freiheit, die mit gegenseitigem Respekt zu tun habe. Sie würde dafür eine
Organisation gründen, die FFFU „Freedom Fighters For Unity“. Dann fragte sie das Publikum „Do you wanna
join?“ „ Laßt uns heute damit beginnen“ war ihr Abschluss-Aufruf!!!
Nach zwei fulminanten Finalsongs, bei denen endlich wieder wirklich
was fürs Auge und Ohr geboten wurde, endete das Konzert dann nach fast genau 2
Stunden…Eine Zugabe gabe es keine, aber ganz ehrlich, noch mehr kuriose Eindrücke
hätte ich auch nicht ertragen.
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